Reisebericht über unsere Radwanderung durch mehrere Bundesländer im Sommer 1998


Fakten:                  max. 4 Personen auf Trecking- Rädern
Alter:                     zwischen 28 und 50 Jahren
Zeitraum:               3 Wochen im August 98
Gesamtkilometer:   etwas über 1000
Tageskilometer:     30 bis 100
Karte:                   ADFC-Radwanderkarten
Strategie:   Fahrt vom Heimatort Mühlhausen/ Thüringen aus Richtung Trier entlang von Flüssen in der Hoffnung,
                 dadurch  größere Erhebungen  zu vermeiden.

Wir starteten am 2. August am Morgen in Mühlhausen/Thüringen zu dritt. Das Wetter war in den letzten Wochen schlecht, so daß wir schon einen verregneten Urlaub befürchteten. An diesem Tag selbst war es kalt. Als gewöhnliche Freizeitradler waren wir nicht gerade trainiert für größere Unternehmungen. Unsere Gegend ist ziemlich  bergig, so daß wir nach 6 Kilometern  bergauf  durch den Wald in Eigenrieden  erst einmal eine Rast machten. Da unser Tagesziel noch knapp 90 Kilometer entfernt war, glaubten wir nicht, daß dies für uns zu schaffen wäre. Dabei hatten wir schon die größte Höhe genommen, so daß nun erst einmal bergab gerollt werden konnte. Wir fuhren weiter durch das Eichsfeld, entlang der Autobahn A4 und der Werra und  durchquerten die ehemalige Staatsgrenze. Wir fuhren entlang der  Werra und später der Fulda,  bis wir gegen 19:00 Uhr leicht geschafft in  Rotenburg/Fulda ankamen. Dort kamen wir auf dem sehr sympathischem Campingplatz an der Fulda unter.

Der Montag brachte uns reichlich Berge. Schon in der Karte war zu ersehen, daß auf  langer Strecke kein Campingplatz zu finden sein würde. So richteten wir uns darauf ein, bis nach Stadtallendorf zu  fahren und dort eine Herberge aufzusuchen. Es ging entlang der Fulda bis Malsfeld und von dort aus nach Homberg /Efze. Um die Innenstadt zu erreichen, mußten wir ab dem Ortseingang die Räder schieben. Es war uns einfach zu steil. Nach einer Rast fuhren wir weiter Richtung Neustadt. Um aus dem Ort herauszukommen, wurden wir noch einmal kreuz und quer entlang dem Radweg geführt, der auch mit der Streckenführung in unserer Karte nur noch wenig gemein hatte. Offensichtlich hatten die Planer eine möglichst verkehrsarme Strecke herausgesucht ohne Rücksicht auf zusätzliche Kilometer. Nach dem  im nächsten Ort  die  Ausschilderung der Grundrichtung fast entgegngesetzt führte, beschlossen wir, nicht mehr auf die Schilder zu achten. Zeitweise fuhren wir dann auf der B254, um wenigstens zeitweise etwas schneller vorwärts zu kommen. In Neustadt angekommen, brach bereits leicht die Dämmerung an. Da wir aber keine Herberge fanden, die uns zusagte, nahmen wir noch die Strecke bis Stadtallendorf in kauf. Leider ging diese kontinuierlich bergauf bis kurz vor den Ort. Endlich angekommen, suchten wir als erstes das Stadtzentrum, was wir aber nicht fanden. Als Zentrum war ein ein Einkauszentrum ausgeschildert. Eine Einkaufsstraße, vielleicht mit Markt und Kirche, war nicht in Sicht. Offensichtlich wurde irgendwann eine künstliche Stadt als Verwaltungszenrum der umliegenden Orte geschaffen. Die Suche nach einem Hotel endete vorläufig an einem Luxushotel, was wir uns allerdings am Anfang des Urlaubs nicht leisten wollten. Im Ort fand sich keine andere Unterkunft, da die dort ansässige Ferrero-Fabrik Betriebsurlaub hatte und die Hotels mit Monteuren belegt waren. Besonders nett war ein Tankstellenpächter, der auf seine Kosten versuchte, für uns eine Unterkunft außerhalb des Ortes zu finden. Am Ende half uns eine freundliche Angestellte des Luxushotels, die uns eine noch nicht ganz fertiggestellte Dorfpension vermittelte, die wir nach 10 Minuten radeln erreichten. Dort wurde uns am späten Abend auch noch eine warme Mahlzeit zubereitet. Das half über die Strapazen weitgehend hinweg.

Der Dienstag sollte eine Erholungstour mit 34 Kilometern werden. Genau zwischen zwei Orten kamen wir in den einzigen Regenguß des Urlaubs, der uns voll durchnäßte. In einer Eisdiele zogen wir uns dann erst einmal um. Dieser Tag brachte ebenfalls reichlich Berge mit sich, so daß wir am Nachmittag schon leicht geschafft in Marburg am Campingplatz an der Lahn direkt am Lahn-Radweg ankamen. Von dort aus läuft man nur einige Minuten bis in das Zentrum. Marburg läßt sich eigentlich nur empfehlen. Es gibt eine wunderschöne Burg. Die Oberstadt kann man auch mit dem Fahrstuhl erreichen. Der Spaziergang durch die kleinen Gassen ist wirklich interessant. Jede Menge Kneipen machen auch das Nachtleben schön.
 

http://www.marburg.de

 Lahnradweg

Ab Mittwoch brauchten wir uns nur noch entlang der Lahn zu bewegen. Der Lahntal-Radweg ist im Allgemeinen recht gut ausgeschildert. Rast machten wir in Wetzlar. Von diesem Ort versprachen wir uns allerdings etwas mehr. Die Innenstadt gefiel uns nicht so recht und im Eiskafé machten wir eigentlich nur negative Erfahrungen. Interessant war noch der nie ganz fertiggestellte Dom. An der Strecke gibt es wenig Bäume, so daß wir stundenlang im Gegenwind fahren mußten. Nach einem Tip von Einheimischen fuhren wir auf den Campingplatz in Braunfels. Man sollte dazu die Streckenführung über Leun nehmen, da der Weg dann durch ein Tal führt. Dieser Kur-Ort eignet sich sehr zum entspannem was wir auch zwei Tage taten. Es gibt ein Schloß, was besichtigt werden kann, allerdings nicht komplett, da dort noch Leute wohnen. Gastronomisch ist eine Brauerei-Gaststätte mit relativ günstigen Preisen und einheimischen Speisen zu empfehlen. Offensichtlich kommen dorthin und in die Stadt selbst allabendlich viele Auswärtige zum Speisen. Der Campingplatzwart erklärt sehr gern die Attraktionen des Ortes. Ansonsten gibt es noch einen Kur-Park und ein Freibad. Der Ort selbst besteht eigentlich ausschließlich aus Bergen, was seinen Eindruck noch verstärkt.
 

 http://www.braunfels.de

Man nimmt ja an, daß es am Lahn-Tal-Radweg nur so durch Täler geht und man auf Steigungen verzichten kann. Wir allerdings machten am Freitag Steigungen bis zu 16% durch. Hinter Limburg in Balduinstein war der Radweg zu Ende, worauf uns ein großes Schild hinwies. Die Bahn nimmt dort Räder umsonst mit bis zur Fortsetzung des Radweges. Wir aber wollten lieber Radfahren, was uns mehrere Kilometer Extremsteigung über den Lahn-Höhenweg einbrachte.   Auf dem Weg lag Weilburg mit dem einzigen Schiffstunnel, den am zu beiden Seiten einsehen kann. Es muß wohl Spaß machen, als Kanu-Fahrer unter der Stadt durch die Dunkelheit zu fahren. Hübsch war auch die Burg (in) Runkel, die man sich anschauen kann und der Dom zu Limburg. Übernachtet haben wir auf einem Platz an einer Gaststätte in Laurenburg direkt an der Lahn.
 

 http:www.weilburg.de

Mittlerweile war der Sommer so richtig eingekehrt. Das war so extrem, daß wir in den nächsten Tagen mittags immer eine größere Rast im Schatten  machen mußten. Am Samstag brachen wir mit Ziel Koblenz auf. Auch an diesem Tag wurden wir nicht von Bergen verschont. Geplant war, den Campingplatz am Deutschen Eck in Koblenz anzusteuern. Allerdings war für diesen Abend "Rhein in Flammen" angekündigt. Entgegenkommende Radler erzählten von total überfüllten Campingplätzen in Koblenz. So riefen wir in Lahnstein am Platz Lahneck an und reservierten . Dort wurden wir auch sehr freundlich empfangen. Es war wohl der durchdachtete Platz auf unserer Tour. Selbst bei den Waschautomaten lagen Frauenzeitschriften aus. Die Camper kamen zum größten Teil aus Großbritannien und Holland. Wenn man jemanden ansprach, war es am besten, dies gleich auf  englisch zu tun.  Am Abend holten wir vom Bahnhof unsere vierte Person, eine eher unerfahrene Radlerin, ab. An der Lahnmündung deckten wir uns noch mit Getränken ein und genossen das Feuerwerk auf dem Rhein. Wenn man schon mal in Koblenz weilt, muß man natürlich die Festung Ehrenbreitstein  und das Deutsche Eck besichtigen. Dort war allerdings am ersten Abend ein Guildo Horn Konzert und am zweiten Tag ein sportlicher Wettkampf. Es war ziemlich schwer, direkt an das Eck ranzukommen.
 

 http://www.koblenz.de

 Moselradweg

Nach zwei Übernachtungen ging es weiter entlang der Mosel am Fuße der Weinberge. Jetzt hatten wir wirklich keine Berge mehr zu fahren. Natürlich war die Strecke voll mit anderen Radlern, teilweise sogar in größeren Gruppen. Schön ist diese Strecke allemal. Wir hielten in den Touristenzentren wie Cochem   nur kurz, um Getränke aufzunehmen und landeten dann am Campingplatz in Bruttig-Fankel. Der Platz war ziemlich mies, dafür aber billig. Im Ort selbst war Weinfest. Wir fanden eine Straußwirtschaft, die uns mit herrlichem Essen und viel gutem Wein für wenig Geld versorgte. Die Nacht war so schön, daß wir außerhalb unserer Zelte schliefen.

Nach diesem Abend war es für uns etwas schwer, wieder in die Gänge zu kommen. An diesem Tag wurde der heißeste Tag seit der Aufzeichnung von Temperaturen für ganz Deutschland ganz in der Nähe gemessen. Eigentlich sollte man bei den auch extremen Ozonwerten nicht mehr fahren. So machten wir öfter eine Rast und badeten in der Mosel. Wir radelten dann noch bis zum Campingplatz in Wolf.

Am Mittwoch sollten wir das vorläufige Ziel Trier anfahren. Auf dem Weg schubsten wir unseren Neuzugang vom Rad, was leichte Körperschäden zur Folge hatte. Es konnte dann doch weitergehen. Wir besuchten Bernkastel-Kues und das dortige Puppen-und Spielzeugmuseum. Der Ort selbst war übervoll mit Touristen. Die Stadt an sich ist ganz hübsch. Für Leute mit Interesse für Moselrund-und Kreuzfahrten ist dies ein wichtiger Anlaufpunkt. Am Abend erreichten wir nach einem nicht ganz so heißem Tag Trier und nisteten uns auf dem Stadtcampingplatz gegenüber dem Stadtzentrum ein. Dieser hatte nichts besonderes zu bieten. dafür kam man ziemlich schnell in die City. Obwohl der Ort voll mit Kneipen ist, war es für uns schwierig, einen Sitzplatz und damit auch etwas zu essen zu finden.
 

 http://www.trier.de

Am nächsten Tag blieben wir in Trier und rührten unsere Räder nicht an. Wir zogen uns die Porta Nigra und noch einige andere römische Ruinen, wie die Kaiserthermen und das Amphitheater  rein. In der Nähe der Porta Nigra schauten wir uns eine ziemlich schlecht gemachte Computeranimation über die römische Besiedlung Triers an.  Für uns Ossis war der Besuch des Karl-Marx Hauses noch interessant. Dieses fanden wir etwas langweilig. So viel Kultur, wie die Stadt zu bieten hat, schafft man nicht an einem Tag. Wer Zeit hat, sollte schon noch etwas länger bleiben.

Hinter Trier verließen wir die Mosel und setzten in Wasserbillig mit der Fähre nach Luxemburg über. Jetzt waren wir am Sur-oder Sauertalradweg angekommen, der öfters zwischen Luxemburg und Deutschland wechselte. Wir durften nun auch wieder durch etwas bergiges Gelände fahren. Es gab kaum Verkehr, so daß das Fahren an diesem Tag wirklich Spaß machte. Ziel war es eigentlich, mal 100 Kilometer an einem Tag zu schaffen. Der Zufall führte uns nach Vianden in Luxemburg. Der Ort war zu schön, um nicht dort zu bleiben. Tagsüber ist er für Autos gesperrt. Als Radfahrer kann man auch nur schieben, weil es dort einfach zu steil ist. Wichtigster Punkt im Ort ist die Burg, die eine Besichtigung lohnt und einen schönen Ausblick bietet. Diese wurde in den letzten Jahren von einer Ruine  fast vollständig wieder aufgebaut.  Unterkunft fanden wir in der Jugendherberge direkt an der Burg.
 

 Schloß Vianden (englisch)

Es ging weiter die Sauer entlang. Jetzt kamen die extremsten Berge unserer Tour. Ohne es uns vorher überlegt zu haben, waren wir jetzt an der Grenze zwischen Eifel und Ardennen. Höhepunkt war der Ort Dasburg, den man beim besten Willen nicht am Fluß entlang fahren konnte. Ein Teil unserer Truppe mußte stundenlang schieben, um wieder auf den Berg zu kommen. Diese Strecke dürfte sich für Motorradfahrer ideal eignen, da es ausschließlich Kurven und kaum Verkehr gibt. Oben auf dem Berg war die Gegend ziemlich langweilig. Es gab nur Landwirtschaft . Wir ließen uns den Weg Richtung Belgien erklären . Allerdings fanden wir im Ort vor dem angepeilten Dorf  ein Hinweisschild. So kam es daß wir aufgrund von einem steil bergab führenden Waldweg den Höhenunterschied wieder zu Fuß nehmen mußten. Im Tal waren wir dann in Ouren/Belgien und übernachteten dann auf dem dortigen Campingplatz. Die Leute sahen dem Leben etwas gelassener entgegen, als wir Deutschen. Das bestellte Frühstück gab es erst eine gute Stunde später und wurde ohne Teller und erst nach Anfrage mit Kaffee gereicht. Dafür waren sie alle sehr nett zu uns. In Belgien selbst waren die Radwege nur schlecht ausgeschildert. Oft gab es nur einen undefinierbaren Pfeil auf dem Straßenbelag.

Wir stellten fest, daß wir in einer "Bergfalle" saßen. Egal in welche Richtung, es ging immer bergauf. Die Kellnerin vom Platz gab uns dann einen Tip für die günstigste Strecke. Es ging, wie immer, bergauf durch Ambleve, Schoppen und Camp d´ Elsenborn. Dafür war die Landschaft schön. Unterwegs trafen wir noch freundliche Belgier, mit denen wir uns eine Weile austauschten. Nun ging nur noch bergab bis Monschau. Kurz vor dem Ort fanden wir einen Campingplatz, der keine Wünsche übrig ließ. Es gab sogar separate Familienduschen. Monschau selbst sollte man sich auf alle Fälle anschauen. es gibt wirklich viele Kneipen in engen, verwinkelten und schön restaurierten Gassen. Auch hier darf man nicht mit dem Auto durch den Ort fahren.
 

 http://www.monschau.de

Wir waren wieder an einem Fluß und fuhren nun entlang dem Rur-Tal-Radweg. Es ging noch einige Zeit leicht bergab in landschaftlich schöner Strecke. Dann kamen wir an den "Hohen Venn "  Im Tal sahen wir den Rur-Stausee. Wir durften aber den Radweg droben auf dem Berge nehmen. In Heimbach angekommen, hatten wir psychisch mit den Bergen abgeschlossen und wir freuten uns, Richtung Köln ein ordentliches Tempo auflegen zu können. Am Ortsausgang wurden wir jedoch eines Besseren belehrt. Es folgte eine Steigung von etwa 4 Kilometern ohne Schatten und stetig bergauf. Die Hälfte unserer Mitstreiter schob die Strecke. Oben angekommen, hatten wir eine schöne Sicht auf die Vororte von Köln. Nun rollten wir in der Ebene teilweise auf  Bundesstraßen und kamen doch noch sehr schnell vorwärts. Die Straße machte im Groben gesehen auf der ganzen Strecke keine Biegung mehr. Wir suchten Campingplätze, die auf der Karte eingezeichnet waren. Diese hatte es allerdings noch nie gegeben. Da hat wohl der Kartenzeichner etwas geschlafen. Wir fanden eine (nicht eingezeichneten) Platz am Liblaer See. Man konnte baden und es gab ein Restaurant. Sonst war da halt nichts Besonderes.

Am nächsten Tag verabschiedete sich unsere vierte Person wieder. Wir genossen noch den Tag und sahen uns die Orte an. Interessant war die Schlösser in Türnich und das Wasserschloß in Liblar.

Den nächsten Tag gingen wir es langsam an. Wir suchten uns kleine Wege, um bis an den Rhein zu kommen und fuhren diesen entlang des Radweges in Richtung Koblenz. Der Verkehr war so extrem, daß man nie nebeneinander fahren konnte. Wir erreichten Remagen und beschlossen, am dortigen Campingplatz am südlichen Ende des Ortes zu übernachten. Die Brücke von Remagen war die letzte erhaltene Brücke am Ende des zweiten Weltkrieges über den Rhein. Der Versuch einer Sprengung mißlang. Tage nach der Einnahme durch die Amerikaner stürzte die Brücke von selbst ein. In den Überresten wurde ein  Anti-Kriegs Museum eingerichtet. Der Spielfilm "Die Brücke von Remagen" wurde nach ihrer Geschichte erstellt.

Eigentlich wollten wir unsere Radtour noch etwas verlängern, aber der Wetterbericht brachte nur düstere Voraussichten. Wir beschlossen daher, in aller Ruhe noch unsere Zelte zu trocknen und ordentlich zu verpacken, um dann wieder nach Koblenz zu fahren und von dort aus den Zug zu nehmen, um nach Hause zu fahren. Wir bekamen eine gute Verbindung und waren am Abend des 20. August 98 wieder zu Hause.

Ab dem nächsten Tag gab es in ganz Deutschland wochenlang  nur noch Regen.

***Ende***

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Andreas und Astrid Bank _________________letzte Änderung im Oktober 2003