Finnlandurlaub 2001: Infos zum Radfahren in Finnland, erfahren im Juli 2001 |
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Finnlandurlaub 2001: Infos zum Radfahren in Finnland, erfahren im Juli 2001
Allgemeine Infos
Alle Angaben beruhen auf die Erfahrungen einer dreiwöchigen Fahrradtour durch Finnland bis Höhe des Polarkreises. Der dünner besiedelte Norden dürfte andere Erfahrungen bringen.
Die für uns beste Lösung war die Anreise per Flugzeug. Die Finnair bot ein Sommerangebot für etwa 250 EUR an. Verschiedene große Flughäfen Deutschlands werden nach Helsinki angeflogen. Bedingung war die Buchung bis Ende April und die Reisezeit in den Sommermonaten. Für die Fahrradmitnahme wurden pro einfachen Flug und Rad mit 25 EUR berechnet, die direkt am Flughafensschalter zu entrichten waren. An den Rädern muß die Luft in den Reifen vermindert werden, sowie Lenker und Pedale eingedreht werden. Bei der Buchung am Telefon, Fahrradreservierung war über das Internet nicht möglich, wurden die Kreditkartendaten und die Größe der verkleinerten Räder abgefragt. Kleinere Kratzer an den Rädern durch den Transport blieben nicht aus. Um vom Flughafen von Helsinki in die Stadt zu kommen, kann man den Bus 615, der bei freien Kapazitäten Räder mitnimmt oder den 20 Kilometer langen Weg mit dem Rad entlang vielbefahrener Straßen nehmen.
Weitere Möglichkeiten der Anreise:
Über das Baltikum. Von der Hauptstadt Estlands Tallin gibt es Fährverbindungen nach Helsinki
Per Schiff von Deutschland ab Travemünde, Lübeck, Rostock
Mit dem Zug über Stockholm
Anreiseinfos des Finnischen Fremdenverkehrsamtes
TIP: Einkauf im Zentrum Helsinkis in der akademischen Buchhandlung der Kaufhauses Stockmann in der Keskuskatu
Es gibt zwei Kartenausgaben, die für Radfahrer gut geeignet sind:
FILLARI- Karttasarja Ulkoiluun (outdoor map series) 1:200 000
Die Fahrradkarte mit Routenempfehlungen auch für Wasserwanderer, Höhenlinienangabe,
Preis je Karte ca. 15 EUR, 6 Karten für Gesamtabdeckung Finnland
TIEKARTTA
Autokarte auf gleicher Kartenbasis, Preis je Karte ca. 10 EUR, 18 Karten für
Gesamtabdeckung Finnland
Eine Übersichtskarte für ganz Finnland zu haben ist zumindest empfehlenswert und gibt es in jeder Buchhandlung
Finnland per Rad von Thomas Barow, ISBN 3-921939-81-X, 1994, Preis
ca. 12 EUR
Infos zum Land und Radfahren, Beschreibung von ausgewählten Routen, leider
etwas zu alt, dafür kompakt
Finnland Reisehandbuch, Iwanowski´s Reisehandbuchverlag,
ISBN 3-933041-08-2, 2000, Preis ca. 22 EUR
Finnland für Entdecker, ausführliche Infos zum Land mit Hintergrundinfos,
Wörter, Autorouten, auch beschrieben: Tallin, St. Petersburg, Nordkap
Zeitschrift der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft
Mitgliedschaft notwendig
Finnland ist straßenmäßig gut ausgebaut, was sich auch im teilweise sehr dichtem Verkehr wiederspiegelt. Straßenkategorien erkennt man an der Stellenanzahl der Ziffern. Je kürzer die Ziffer, um so direkter die Städteverbindungen und umso dichter der Verkehr. Auch außerhalb von Ortschaften gibt es Straßenbeschilderungen. Ist man sich nicht sicher, wohin die Straße führt, erkennt man dies meist durch den Namen. Der Ort ist am Anfang des Straßennamens zu finden. Am Ende findet sich z. B. -katu oder -tie. Geografisch ist Finnland von kleinen gemeinen Hügeln durchsetzt. Oft fährt man in kurzen Abständen bis auf hundert Meter nach oben, um sofort danach die gesamte Höhe wieder herunterzufahren. Besonders auf kleineren Straßen müssen diese Huckel erbarmungslos überwunden werden. In Lappland wirkt sich dies nicht mehr so extrem aus. Richtung Norwegen gibt es höhere Berge. An der westlichen Ostseeküste finden sich kaum Steigungen. Radwege gibt es meist nur in Städten. Sie werden in die Fußwege integriert oder haben eigene Spuren. Kurioserweise gibt es außerhalb von Ortschaften eher an wenig befahrenen Straßen Radwege. Oft sieht man Ansätze zum Bau, wodurch sich die Lage in Zukunft sicher verbessern wird. Hauptstraßen sind breit und haben oft einen schmalen Randstreifen, der sich zum Radfahren eignet. Besonders im Süden mit seinen Seen und Ferienhäusern sind diese Straßen sehr stark befahren und leider oft nicht zu meiden. Sie sind meist die einzige Möglichkeit, durch die zahlreichen Seen zu kommen. Günstig wirkt sich die Anpassung der Landschaft an diese Straßen an, wodurch das Überwinden größerer Höhen vermieden wird. es gibt zahlreiche Tankstellen und Kioske, wo man sich verpflegen kann. Richtung Norden nimmt auch auf diesen Straßen der Verkehr ab. Die Ausschilderung ist sehr gut. Oft enden die Straßen in Schnellstraßen und Autobahnen. Dann gibt es in jedem Fall Radwege oder Alternativrouten. Der Erholungseffekt tritt bei Benutzung erst nach der Tour ein. Nebenstraßen werden nach ihrer Breite kategorisiert. Auf sie läßt sich Rückschluß durch die Anzahl der Ziffern nehmen. Der Verkehr ist nicht mehr so stark. Gelegentlich trifft man hier auf leicht befestigte Pisten, die mit dem Rad zu befahren sind. Bei Regen dürften sich die Verhältnisse rapide verschlechtern. Hier bemerkt man jeden noch so kleinen Hügel und davon gibt es, besonders im Süden jede Menge. Landschaftlich liegen diese Straßen schöner. Verpflegungsmöglichkeiten werden geringer. Man sollte sich eindecken. Waldwege sind oft für Radfahrer noch gut befahrbar und lassen das kurzzeitige Umfahren der Hauptstraßen zu. Die Ausschilderung erkennt man an den Straßennamen. In den angegebenen Karten sind diese Wege eingezeichnet, aber oft nicht ganz aktuell. Zusätzlich sei erwähnt, daß es Mountainbikewege und Hundeschlittenrouten gibt die in der Fahrradkarte eingezeichnet sind. |
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Finnland hat nur etwa 5 Mio. Einwohner, von denen ein Großteil im Süden lebt und die Gegend um Helsinki besonders dicht besiedelt ist. Fährt man auf den Hauptstraßen oder besichtigt die Hauptstadt, hat man den Eindruck, irgendwann alle gesehen haben. Die obere Hälfte des Landes ab dem Polarkreis ist dagegen kaum noch besiedelt. Hier finden sich die Sámi, denen die Zucht von Rentieren allein obliegt. Von ihnen gibt es etwa 7000 in Finnland. Ihre Geschichte im Arktikum in Rovaniemi gut gezeigt. Daneben arbeiten aber auch sie, wie der Rest der Einwohner in Betrieben.
Die Finnen leben oft in kleineren Wohnblocks, außerhalb von Ortschaften auch in Einfamilienhäusern, haben aber fast alle irgendwo ein Ferienhäuschen mit angeschossener Sauna. Das macht es für Rad- oder Wasserwanderer schwer, einen geeigneten Badeplatz oder einen Platz zum Aufstellen eines Zeltes zu finden, da die Wassergrundstücke bebaut sind. Sonst sind die Ufer bewachsen und die Wälder von Himbeersträuchern (lecker) übersät, was wiederum die Nutzung des im Norden üblichen Jedermannsrecht erschwert. Ganz verzweifeln braucht man aber nicht, denn es gibt kostenlose erschlossene Badestellen mit Umziehkabinen und Plumpsklo und natürlich viele Campingplätze. Wir haben es nicht ausprobiert, könnten uns aber vorstellen, daß nach Anfrage auch eine Übernachtung auf den schön gepflegten Rasen vor Ferienhäusern möglich ist. Unfreundlich sind die Finnen zumindest nicht, was einem als aus Deutschland kommender Tourist schon auffällt.
FKK an öffentlichen Gewässern scheint verpönt zu sein. Die so berühmte Sauna wird getrenntgeschlechtlich, bzw. im Familienkreis betrieben. Auf Campingplätzen ist die Reservierung der Sauna notwendig und meist kostenpflichtig.
Preise Durch Finnland zu reisen, ist im ersten Moment schon etwas teurer, als durch Deutschland. Die Kosten lassen sich aber relativieren. Das Jedermannsrecht, das Übernachten auf fremden Grund, besteht nach wie vor. Auf einem Campingplatz bezahlt man für den Platz bzw. pro Zelt. Ideal für Gruppenreisende! Die Kosten belaufen sich auf 9 bis 18 EUR. Rabatt gibt es für Inhaber einer Campingcard, deren Anschaffung in jedem Fall lohnt. In der Nebensaison gibt aus Rabatte ab drei Tage Aufenthalt. Hinzu kommt, daß es keine Duschmarken gibt und ausreichend Kochplatten zur kostenlosen Benutzung zur Verfügung stehen. In der Mittagszeit gibt es Lounas, das Mittagsangebot. Neben verschiedenen vollwertigen Gerichten, wie Lachssuppe oder Fleischgerichten bekommt man Salat, Getränke und Kaffee und das oft am Buffet. Man kann sich dann für 5 bis 10 EUR mal so richtig satt essen. Will man nur seinen Durst löschen, bekommt man ausgewählte Getränke oft umsonst. Schön, nicht? Teuer wird das Bier in der Gaststätte: ca. 3,5 Euro, im Laden kostet die Halbliterflasche ab 1,5 EUR. Sonstige Lebensmittel sind etwa ein Drittel teurer, als in Deutschland. |
Bahnfahren kann in Finnland billiger sein, Fahrradreservierungen sind in IC-Zügen notwendig. Dabei dürfte man als englisch sprechender Tourist auf Probleme stoßen. Entgegen der Mehrheit der Bewohner Finnlands sprechen die Schaffner im Zug kein Englisch. Eine offene Bahnstation auf dem Lande zu finden, ist ebenfalls schwer. Am sichersten ist die Reservierung und Kauf von Fahrkarten im voraus auf großen Bahnhöfen, zumal der Vorgang durchaus länger dauern kann. Nicht, daß man glaubt, daß Bahnlinien durch das ganze Land führen. Hauptroutrouten führen im Süden in Ost-West-Richtung und an der westlichen Seite in Nord-Süd-Richtung. zentraler Kreuzungspunkt ist Riihimäki. Alle anderen Möglichkeiten sind praktisch nicht verfügbar. Im Norden enden Bahnlinien in Kolari bzw westlicher in Kemijärvi.
"Finish people are carefull" In einer Pizzeria unterhielt ich mich mit einem Türken, der ein Restaurant betreibt. Er sei seit sieben Jahren in Finnland, findet das Land wunderschön, hat finnisch gelernt und sein Geschäft wird gut besucht. Was ihm auffiel, war die Reserviertheit der Finnen. Mehr als geschäftliche Beziehungen waren nicht drin. An eine Freundschaft sei überhaupt nicht zu denken. Dies sei für ihn der grundlegende Unterschied zum Leben in anderen europäischen Ländern. "Finish people are reserved" Was uns sofort auffiel, war der Umgang auf Campingplätzen untereinander. Wo man in anderen Ländern seinen Nachbarn mindestens grüßt , gibt es hier zumindest anfangs keine Kontakte unter den Campern. Grüße unsererseits wurden freundlich, uns schien mit leichtem Erstaunen aufgenommen. Diese Haltung ändert sich dann allerdings am Abend nach dem Genuß von Hochprozentigem. "Finish people are drinker" Ist natürlich nicht ganz richtig. Kommt man aber mal in eine touristisch nicht erschlossene Gegend, sieht man sie in Parks, an Bushaltestellen oder vor Supermärkten sitzen. Klar gibt es sie auch bei uns und vielleicht nicht weniger, aber wenn im Ort sowieso niemand sonst auf der Straße ist fallen sie natürlich auf. Gehäuft finden sich bis zur Bewußtlosigkeit betrunkene Jugendliche in der Nähe des Fährhafens nach Tallin oder auch auf Campingplätzen. Die Mentalität scheint zu sein, das ganze Jahr über schuften und im Urlaub mal richtig die Sau rauslassen. Das gehäufte starke Trinken war Wissenschaftlern schon eine Warnung an seine Landsleute wert. Übrigens ist Alkohol teuer. Hochprozentiges ab Kategorie Starkbier oder Wein kann man nur in ALKO- Läden kaufen. Gerade deshalb boomt der Fährverkehr nach Estland. "Finish people are crazy" Es beginnt zu regnen. Wir suchen Schutz in einer Caféteria. Es regnet weiter und wir warten ab. Nun spricht uns der Wirt an mit Hilfe seines englischs prechenden Sohnes, daß er etwas zu verkaufen hätte, was wir unbedingt brauchen müßten. Nach dem Anbieten von Topfhandschuhen ging er über zu Handschuhen in Männer- und Frauenform, denen er eindeutige Merkmale mit Hilfe von Wolle und Stoff eingearbeitet hatte. Das hätte uns eigentlich noch gefehlt. |
Verständigung:
Orientierung:
Essen, Trinken, Restaurant, Supermarkt:
Sonstiges:
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Finnisch zu verstehen ist extrem schwer, da die Sprache so gar nicht mit der deutschen verwandt ist. Artikel gibt es nicht, aber jede Menge Fälle. das geht so weit weit, daß ein Wort in gebeugter Form oft nicht mehr zu erkennen ist. Hilfe kommt durch die englischen Sprachkenntnissse der meisten Finnen, deutsch wird nur wenig und, geschichtlich bedingt, von älteren Finnen gesprochen. Nach mehreren Wochen des Zuhörens versteht man doch schon einige Worte. Wir haben ein paar davon zusammengetragen, mehr zu lernen, schafft man sowieso nicht. Hinweis: Betonung liegt oft auf dem ersten Vokal, Buchstaben werden einzeln gesprochen, auch gleiche nebeneinander. Bei doppelten Vokalen werden diese als langer Buchstabe gesprochen. Das oft vorkommende "ä" wird meist, aber nicht von jedem als "a" gesprochen. das "h" wird als "ch", wie bei Sprache gesprochen, "s" wird häufig als "sch" gesprochen. Das "a" wird wie "o" gesprochen.
Auf Lebensmittelverpackungen steht alles noch mal auf schwedisch drauf, da ein Teil der Bevölkerung Schweden sind. Je näher man sich der schwedischen Grenze nähert, umso mehr findet man die doppelte Beschilderung auch auf Schildern. Für uns ist das vorteilhaft, da schwedisch irgendwie nachvollziehbarer ist. Für vieles gibt es Symbole, so daß man nicht unbedingt auf Sprachkenntnisse angewiesen ist.
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Kontakt
Andreas
und Astrid Bank erstellt im August 2001, aktualisiert im September
2003