Lviv / Львів: Samstag/ Sonntag (nach Hause)

In Lviv schneit es. Wache, welch Wunder, recht spät auf. Meinen Kumpel vom Vorabend werde ich nicht wieder treffen. Wollte ja eigentlich noch in der Nacht Fotos mit dem Stativ machen, was aus diversen Gründen nicht möglich war. Frühstücke noch mal ordentlich im Wiener Kaffeehaus und sammle  Eindrücke und Andenken. Will unbedingt noch mal so eine Flasche Met-Schnaps kaufen, wie wir ihn letzte Nacht geleert hatten. 
Auf dem Svobody-Prospekt sammeln sich die jungen Soldaten mit ihren Angehörigen bei Marschmusik. Nehme mal an, dass sie jetzt ins Donezbecken oder Richtung Krim fahren müssen, um Krieg zu spielen. Ich denke an die ukrainischen Nachrichten, in denen täglich von gefallenen Soldaten trotz Waffenruhe berichtet wird.
Zurück im Hostel wird die Zeit knapp. Verfalle schon leicht in Hektik, als ich meine Sachen nur schwer unter kriege. Investiere vier Griwna für die Fahrkarte zum Busbahnhof. Heute ist der Bus dorthin besonders voll. Habe noch kurz Zeit, mir einen ukrainischen Döner mit viel süßem Ketchup zu gönnen. Finde dann auch den Bus schnell, obwohl der nicht am Bussteig abfährt.
Die Grenze zur EU ist schnell erreicht. Ich gebe noch sinnlos letztes Geld für ranzige Erdnüsse aus. Den Rest bekommt der Fahrer als Trink-, ähm Fahrgeld. Es wird ein solides Tor geöffnet und hinter uns wieder geschlossen. In den Bus steigt ein schwer bewaffneter Grenzer zum ersten Check. An der ukrainischen Kontrollstelle werden die Pässe eingesammelt und nach Prüfung zurück gegeben. Auf polnischer Seite dürfen wir dann stoßweise aussteigen und zum Schalter kommen. Die Leute aus der Ukraine müssen ihren Fingerabdruck scannen lassen. Mit einigen Passagieren gibt es scheinbar Klärungsbedarf. Alle Parteien bleiben cool. Bei mir reicht in kurzer Blick in den Pass.
Wir fahren immer auf der A4, vorbei an Katowice, Breslau, Oppeln, Görlitz. Der Bus ist es ziemlich leer, was den Fahrgästen Gelegenheit gibt, sich auszubreiten. Es wird eine sehr angenehme Fahrt werden. Der Fahrer gibt einen Kaffee aus der Thermoskanne aus.
Im Osten Deutschlands will kaum jemand aussteigen. Ich steige in Gera aus. Planmäßige Ankunft, wie ich mittlerweile festgestellt habe, nach ukrainischer Zeit, um 6 Uhr. Real bin ich schon um 4 Uhr da. Helfe noch einer Oma, die mit ausgestiegen war, mit ihrem Gepäck und darf dann im kalten Wartesaal bei lauter Musik aus einer Spielothek und der zunehmenden Anzahl gestrandeter Jugendlicher bis 6 Uhr auf meinen Zug warten.

Ob ich die Tour wieder machen würde? Unbedingt. War doch echt super.

Ende

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1 Kommentar zu „Lviv / Львів: Samstag/ Sonntag (nach Hause)

  1. na, das liest sich ja spannend. Peter lasse ich auf gar keinen Fall alleine reisen – nach Deinem Bericht.
    Sind schon neugierig auf Deinen Foto-Bericht.
    Schön, dass Du wieder da bist.

    Ach ja: am 12. Dezember gibt’s Weihnachtsmärchen bei uns. Habt Ihr 2 Bankis Lust dabei zu sein? Los geht’s 19 Uhr. Alles andere später.

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