Sava, Una und Ciro-Trail, dem Radweg in Bosnien und Hercegowina

Erfahrungen aus dem Sommer 2023

Bosnien, Ciro-Trail 2023

Wir machten um Sommer 2023 eine Tour, beginnend bei Zagreb, entlang der Flüsse Sava und Una, überquerten die Berge Richtung Westen, um dann nach Süden über Mostar entlang des Ciro-Trails nach Dubrovnik zu fahren. Mit dem Schnellboot ging´s dann nach Split, um von dort aus dem dem Nachtzug nach Zagreb zu fahren.

Im Juli 2023 unternahmen wir eine Radwanderung durch Bosnien und Herzegowina, beginnend bei Zagreb. Es ging entlang der Flüsse Sava, Una, (über die Berge), Bliha, Sana, Oliva, Vrbas, Neretva. Städte entlang des Weges waren Bosanska Krupa, Sanski Most, Kljuc, Jajce, Jablanica, Mostar. Den Abschluss bildete der Ciro-Trail bis Dubrovnik. Mit dem Schnellboot ging´s dann nach Split, um von dort aus dem dem Nachtzug nach Zagreb zu fahren.

Anreise und Rückfahrt

Theoretisch gibt es einen Kurswagen ab Frankfurt/ Main, mit dem man bis nach Zagreb durchfahren kann. Mit der Option Fahrradtransport ließ sich dieser nicht buchen. Auch ein Zugstieg, z.B. ab München ließ sich nicht reservieren. Wir konnten uns für den Zug nach Zagreb erst ab Salzburg über die Österreichische Bahn einbuchen. Das hieß, für die Strecken bis dahin bedurfte es extra Fahrkarten. In der Realität wurde der Zug ab Salzburg mit zu wenigen Wagen bereitgestellt. Es gab einen Gepäckwagen, wo, wegen der Fülle an Passagieren, Fahrräder und auch teilweise Gepäck untergebracht wurde. Entsprechend groß war das Chaos bei den Zwischenhalten. Ab Villach hieß es dann, ungeplant, Zugwechsel. Der bereitgestellte Zug war dann noch einmal kürzer und konnte so schon nicht alle Passagiere Richtung Slowenien und Kroatien mitnehmen, Bis wir mit unseren Rädern draußen waren, war sowieso alles zu spät. Die ÖBB überließ uns netterweise ein Hotel, so dass wir am nächsten Mittag entspannt in einem relativ leeren Zug weiterfahren konnten. Somit dauerte unsere Anreise 48 Stunden. Um Zeit aufzuholen, wollten wir einfach ein Stück mit dem Zug fahren. In Ivanic Grad war dann wegen einer Streckensperrung Schluss. Somit wurde dieser Ort der Startpunkt unserer Reise.

Für die Rückfahrt ab Dubrovnik gibt es die unkomplizierte Möglichkeit, mit dem Tragflächenboot inklusive Fahrrad die Seebäder entlang der Adria abzufahren. Es gibt in der Hauptsaison jede Menge Verbindungen. Fahrrad kostet Extra. Wir fuhren bis Split. Von dort aus gibt es einen Nachtzug, der nicht stark ausgelastet war und Räder mitnimmt. Diese Fahrt endete in Zagreb.

Kleine Schrecksekunde dann wieder in Villach. Es gab wieder einen ungeplanten Zugwechsel. Das klappte allerdings recht gut. Inwieweit es die Möglichkeit gegeben hätte, im Zug weiter bis Deutschland zu fahren, konnten wir nicht testen. Wir stiegen ab Salzburg in einen anderen Zug Richtung München um.

An Sava und Una

An der Una

Die Sava entspringt irgendwo in den italienischen Alpen, durchquert dann Slowenien, Kroatien und Serbien und als Grenzfluss auch ein Stück Bosnien und Hercegowina. Sie endet an der Donau in Belgrad. Die Strecke ist einfach, führt auf gut beschilderten Wegen auf ruhigen Straßen immer in Flussnähe entlang. Entlang des Weges liegt Sisak, ein von einem Erdbeben gebeutelte Stadt. Wir übernachteten in Lonja. Bei Jasenovac verließen wir den Sava-Radweg und fuhren weiter entlang der Una, oft als Grenzfluss zu BiH. Es gibt einige Möglichkeiten, nach BiH zu wechseln. Wir überquerten die Grenze in Vratska Dubica. Konnten wir bisher mit Euro zahlen, tauscht man in auf der anderen Seite Bosnische konvertible Mark. Wir fuhren weiter auf bosnischer Seite. Der Verkehr war erträglich, die Straßen gut. Ein Ausschilderung als Radweg gibt es meines Wissens nur auf kroatischer Seite. Bei Novi Grad befand sich eine sehr schöne Badestelle mit super sauberen Wasser direkt an der Una . Dazu eine Gaststätte. Wir blieben gleich dort, auch wenn die hygienischen Zustände dies eigentlich verhindert hätten. Wenige Kilometer weiter existiert dann auch noch ein Motel. Das nächste Ziel, Bosanska Otoka, lohnt als Erholungsort. Es gibt miteinander verbundene Teiche mit ruhigen Ecken, Bademöglichkeiten und Bars. Einen Abstecher machten wir wir zu den Wasserfällen von Kostela (Kostelski Buk). Hat sich nicht unbedingt gelohnt. Es gibt im Land jede Menge Wasserfälle.

Über die Berge

Unsere geplante Tour beinhaltete bis nach Sanski Most 1150 Höhenmeter und 74 Kilometer. Es geht schon mal steil bergauf, teilweise mit Schiebestrecke auf guten Wegen und Pisten. Unterwegs gibt es kaum Verkehr, allerdings zahlreiche Hunde, die auch mal abgewehrt werden mussten. War schon anstrengend, aber landschaftlich schön. Es ging weiter am Fluss Sana entlang. Im Ort Kljuc, touristisch sehr gut erschlossen gab es an diesem Tag für uns kein Zimmer mehr. Somit nahmen wir den nächsten 20 Kilometer langen Anstieg in Angriff. Übernachtung am Hotel Balkan. Am nächsten Tag fuhren wir entspannt nach Jajce, einer Stadt mit schöner Altstadt und Wasserfall. Auch der Plivsko See in der Nähe war sehenswert. Entsprechend gab es dort jede Menge Touristen. Bis zum Tagesziel, Donji Vakuf, mussten wir auf die Europastraße wechseln. Entsprechend stark war der Verkehr. Auf der anderen Seite des Flusses war doch tatsächlich ein Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse ausgeschildert. Die Qualität der Straße war sehr schlecht. Neben nur leicht befestigten Wegen ging es auch mal durch Strecken, wo nur die Schienen und Schwellen entfernt wurden. Der Schotter aber blieb. Teilweise müssten wir Wasserläufe durchqueren. Wir folgten am nächsten Tag ein Stück dem Fluss Vrbas, bevor es ab Uskoplje wieder in die Berge ging. Dieses Mal auf einer wenig befahrenen, guten Straße. Unterwegs gibt´s ein Tankstelle mit Einkaufsmöglichkeit. Aufstieg 550 Höhenmeter. An der höchsten Stelle fanden wir eine Unterkunft. Von hier aus blickt man vom Berg hinab auf eine atemberaubendes Panorama.

Nach Mostar

Es ging es 24 km weitgehend rollend hinunter. Das von 1150 auf 600 Meter. Die Strecke führt am Fluss Rama entlang. Angekommen am Stausee des Flusses, mussten wir einige kräftige Steigungen erklimmen, 100 Meter auf und ab, bis wir Jablanica erreichten. Ab hier gibt es keine andere Möglichkeit, als der Hauptstraße E73 Richtung Mostar und Dubrovnik zu folgen. In Ermangelung einer Autobahn ist dies die einzige Verbindung aus aus Richtung Sarajevo mit entsprechendem Verkehr. Viele Busse und LKWs. Für Radfahrer eigentlich kein Platz. Die Fahrer nahmen Rücksicht, das heißt, sie ließen uns am Leben. Die Strecke führt entlang wunderschönen Panoramen entlang des engen Tales des Flusses Neretva. Es geht immer auf und und ab mit kurzen, bissigen Steigungen. Problematisch für uns war die Hitze und der heftige Gegenwind. Hinzu kamen zunehmend Durchfahrten durch unbeleuchtete Tunnel. Manche davon nur kurz, manche bis knapp einen Kilometer lang. Eine ordentliche Beleuchtung am Rad ist hier lebenswichtig. Wir hatten nur eine Notbeleuchtung dabei mit entsprechend gefährlichen Situationen in den Tunneln. In einem langen Tunnel nutzten wir den Fußweg schön langsam, aber abgetrennt von der Fahrbahn. In den letzten Kilometern der Strecke vor Mostar wurde das Tal breiter, die Straße jedoch nicht.

Mostar

Die Stadt selbst lohnt einen längeren Aufenthalt. Man kann sich sich über die Ereignisse des letzten Krieges informieren. Viele Ruinen bestimmen das Stadbild, aber auch schöne Gassen mit Cafés und Kneipen. Von den Brücken der Stadt hat man eine super Ausblick auf die Neretva und die Stadt. Höhepunkt ist natürlich die wieder aufgebaute Stari Most (alte Brücke) mit ihren berühmten Brückenspringern. Um dorthin zu gelangen, muss man sich allerdings an zahlreichen Souvenirständen und Restaurants vorbei zwängen. Ist halt berühmt.

Ciro-Trail

Ein Überbleibsel aus der österreich-ungarischen Monarchie. Eine Schmalspur-Bahnline, 1901 eröffnet zur Erschließung der Region und als Nord-Süd-Verbindung. 1976 stillgelegt, auf Teilstrecken ersetzt durch Normalspurbahnen, jetzt ab Mostar als Radweg „Ciro-Trail“, benannt nach dem Spitznamen der Dampfloks.

Die Strecke beginnt auf ruhigen Nebenstraßen ohne große Steigungen. Wir zweigten noch einmal ab zum Naturschutzgebiet Hutovo Blatno, um dort in einem Hotel zu übernachten. Etappe etwa 40 Kilometer. Am nächsten Tag dann der Einstieg in den Trail, nach der Querung des Flusses Krupa, beginnt eine 18 Kilometer lange, extrem anspruchsvolle und ansteigende Strecke auf groben Schotter. Man hat den Gefühl, dass einfach Bahnschwellen entfernt wurden und fertig. Es gibt immer eine Alternativroute über ausgebaute, aber bergige Straßen. Diese sind dann aber landschaftlich nicht so interessant. Für uns hieß das, auch längere Anstiege zu schieben. Versorgungsmöglichkeiten gibt es hier nicht mehr, also auch keine Möglichkeit zur Auffüllung von Wasserflaschen.

Dann beginnen sie, die ersten von 12 unbeleuchteten Tunnel. Mit der Zeit bekommt man schon am Eingang mit, ob es dort Fledermäuse gibt. Es riecht extrem nach Zoo. Im Tunnel ist ein leises Gezwitscher zu hören. Leuchtet man im Inneren an die Decke, sieht man diese doch stattlichen Tiere, die auch gern mal nah am Radfahrerkopf vorbei fliegen. Vorteil der Besiedlung: Der Boden ist eben und leicht glitschig, sicher aufgrund der Ausscheidungen.

Gepriesen wird eine Brücke, gebaut von Gustav Eiffel. Als er sich in Paris ausgetobt hatte, durfte er sich hier verwirklichen. Wir erreichten die Hochebene mit dem Ort Hrasno. Einst florierend, ist hier nichts mehr los. Nur ein verlassener Bahnhof. Früher war hier ein zentraler Versorgungspunkt. In Hutovo, wieder in der Zivilisation, erinnert ein Denkmal an die Zeiten des Ciro. Es geht geht auf der zur schmalen Straße umgebauten Bahnlinie weiter im Tal des Flusses Trebisnjiza. Einige der am Weg liegenden Bahnhöfe sind belebt, andere verlassen. Dem Reiz, die am Weg liegenden verlassenen Dörfer zu besuchen, werweigerten wir uns wegen der Warnung vor Minen. Wir beenden unseren Tag in Zavala in einem zum Hotel umgebauten Bahnhof.

Von hier aus geht benötigt man etwa drei Stunden bis Dubrovnik. Am Bahnhof Hum zweigt die Strecke noch einmal Richtung Trebinje als Radweg ab. Der Weg führt am Ende abseits der Bahnstrecke über Feldwege bis zur Grenzstadt Ivanica. Direkt am Ort ist der Übergang, jetzt Eintritt in die EU. Wir werden mit einer traumhaften Aussicht auf die Adria belohnt. Bis Dubrovnik rollt es.

Wir verzichteten auf eine Stadtbesichtigung und nahmen den direkten Weg zum Hafen, wo Tragflächenboote regelmäßig die anderen Adria-Häfen ansteuern.

Reisebericht zur Tour

Es gibt von mir einen Kurzvortrag zur Tour. Bei Interesse, bitte melden.

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