Sengende Hitze, Gegenwind und eine Grashüpferplage

Nach nur 500 m mussten wir unsere Fahrt heute das erste Mal unterbrechen. Ein Insekt hatte sich in den Gurten meines Helmes verhindert und mich in die Nähe des Ohres gestochen. Da wir sofort die Insektenstichsalbe zur Hand hatten, wurde nichts dick. Die Fahrt ging also ohne Verzug weiter. Bis wir sie nach einem weiteren Kilometer das nächste Mal unfreiwillig unterbrechen mussten. Die Fähre, mit der wir ans andere Ufer übersetzen wollten, fuhr nicht. Sie war zwar da, aber weit und breit kein Fährmann.

Ein junger Mann meinte, vielleicht sei der Wasserstand zu niedrig. Wie auch immer, wir mussten auf der linken Tiszaseite weiter. Die Sonne brannte schon um 10 Uhr unbarmherzig. Auf dem Damm ganz besonders, weil ja nicht mal ein Baum Schatten spendete. Die Gegend war so einsam, dass ich mit einem lauten Nieser eine ganze Gruppe Rehe in panische Flucht versetzte.

Und das wollten wir nun 20 km bis zur nächsten Fähre durchhalten. Wir sind heil angekommen. Ein bisschen skeptisch waren wir schon. Kein Verkehr auf der Straße zur Fähre und warum sollte an dieser Stelle in der Tisza wieder genug Wasser für einen Fährbetrieb da sein? Aber, welch Wunder, die Fähre fuhr.

Auf der anderen Flussseite war wieder Dammfahren angesagt.

Die berühmten ungarischen Zackelschafe.

Da nun aber nur freies Feld auf der Südseite der Tisza vorhanden war, erwischte uns der Wind. Jetzt hatten wir zwar Abkühlung, dafür trat es sich doppelt so schwer.

Circa 20 km vor unserem Ziel in Szolnok, wurde der Radweg mal auf eine Straße geführt. Jeder Straßenbaum war ein willkommener Schattenspender.

Irgendwann fuhren wir wieder auf den Damm. Dort hausten nun allerdings Millionen Grashüpfer. Die saßen auf dem Weg und sonnten sich oder fraßen die Reste ihrer Artgenossen auf, die sich nicht rechtzeitig vor Fahrzeugen aus dem Staub gemacht hatten. Und wenn wir in die Nähe kamen hüpfen oder flogen sie hoch und wir steckten plötzlich in einer Wolke Insekten. Das war so gruselig. Sie saßen überall auf uns herum. Igitt! So an die Hundert hat bestimmt jeder von uns heute auch auf dem Gewissen. Sobald wir die abgeernteten Felder hinter uns hatten, hörte der Spuk auf.

Nun hatten wir unser Ziel erreicht, die Stadt Szolnok. Zunächst legten wir eine lange Pause in einem Café ein, dann fanden wir unser Quartier nicht. Wir sollten in Hausnummer 6 unterkommen, fanden aber nur die 5 und die 7. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es die 25, 27 usw. Etliche Telefonate nutzten nichts. Bis wir endlich herausfanden, dass die ungeraden Zahlen vom Hauptplatz nach rechts führen und die geraden nach links. Hat eine Stunde gedauert.

Am Abend sind wir noch mal in der Stadt unterwegs gewesen. Eine schöne Stadt. Mehrere Kirchen, eine beherbergte sogar einmal ein Hotel, ein Theater, interessante Architektur, eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke. Ein kleiner Park am Fluss. Und gute Restaurants gibt’s auch ’ne Menge. Und es  gibt nicht eine Hauptstraße, die keinen Fahrradweg hat.

Abendbrot

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4 Kommentare zu „Sengende Hitze, Gegenwind und eine Grashüpferplage

  1. Szolnok – der Name kommt mir bekannt vor. Da waren Ö+Ö früher mal im Urlaub.
    Und das Foto mit der endlos geradeaus führenden Straße in praller Sonne – oje! Das ist grausam!

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