Fahrradtour durch’s Mekongdelta
Wir haben es wirklich gewagt, uns hier auf’s Fahrrad zu schwingen. Um es vorweg zu nehmen: 85 km sind wir schliesslich gefahren. Pfff!
Die Raeder: Wir bekamen 2 Fullys (fuer Mutti: 2 vollgefederte Mountainbikes) mit 18 Gaengen. Schon bei der Einstellung der Sattelhoehen kamen sie an ihre Grenzen. Andreas hat den Sattel so hoch eingestellt, dass die Sattelstuetze zur Haelfte der Tour einen Knick hatte. Der naechste Schreck kam beim Bremstest. Meine hintere Bremse ging praktisch gar nicht, die vordere zum Glueck nicht so scharf. Ausserdem, wozu bremsen? Wer bremst, verliert! Nie stimmte dieser Satz mehr als hier. Die Gangschaltungen probierten wir dann gar nicht mehr aus. Sicherheitshalber! Naja, wir nahmen die Raeder (zum Glueck gab’s ja einen Helm dazu) und stuerzen uns ins Getuemmel.
Die Strassen: Heute war wirklich alles dabei, was man befahren kann, von der Autobahn bis zum allerschmalsten Feldweg. Am spannensten war es in der Stadt auf den grossen Strassen, wo man sich durch die Mopeds, Autos, LKW schlaengeln musste. Das war ein genau so grosser Adrenalinschub wie ein steiler Berg abwaerts im Wald.
Die Tour: Nach mehr als 2 Stunden hatten wir erst den Weg aus der Stadt gefunden. Vorher sind wir durch irgendwelche Armutsviertel und ueber Maerkte mit lebenden Froeschen geirrt. Ein Erlebnis war das allemal, aber wir fuerchteten schon den Abbruch unserer Tour. Letzte Chance – ab auf die Autobahn und ueber die Can Tho Bridge ueber den Mekong. Siehe da, es klappte und war wohl auch erlaubt. Den Startpunkt unserer geplanten, im Navi gespeicherten Route haben wir dann ganz schnell gefunden. Es ging immer an Flussarmen entlang, oft im Schatten von Palmen, an Reisfeldern entlang, zwischen Mini- Obstplantagen. Ueberall, wo Wasser war, waren auch Haeuser, so dass wir fast staendig in bebautem Gebiet gefahren sind. Manchmal war es schwer, den Verlauf der Route nachzuvollziehen, da immer mal wieder ein kleinerer Seitenarm auftauchte, den man auf teilweise klapperigen Stegen ueberqueren musste. An einer Stelle unseres ausgesuchten Weges wurden wir von 4 Frauen vehement am Weiterfahren gehindert. Dank unseres ueberragenden geografischen Gefuehls ;-D haben wir nach kurzer Zeit unseren richtigen Weg aber wieder gefunden.
Die Leute: Vietnamesen sind wirklich ueberaus freundlich. Staendig wurden wir gegruesst (Hallo), von den Kindern sowieso, aber auch von den Erwachsenen. Immer wurde versucht, uns beim Weg finden zu helfen. Mehrfach wurden wir eingeladen (haben aber nicht gestoppt, sonst waeren wir jetzt noch nicht da). Von einer Wirtin in einem Cafe bekamen wir sogar Obst, sahen wahrscheinlich sehr beduerftig aus. Aber wir haben den Leuten auch viel Freude bereitet. Richtige Lachanfaelle haben wir mit unseren Fahrradhelmen ausgeloest. Wahrscheinlich wurden in ganz Vietnam bisher nur 10 Helme verkauft, und 2 Stueck auf einmal sind hier noch nicht vorgekommen.
Die Hunde: Normalerweise sind vietnamesische Hunde total friedlich. Seltenst bellt mal einer. Sehen sie einen Radfahrer, gehen sie weg. Nur schlafende Hunde nicht. Die haben naemlich wie in Deutschland die Augen zu und koennen folglich den Radfahrer nicht sehen. Nun hat es der Andreas doch geschafft, AUF einen schlafenden Hund zu treten. Ihr koennt euch nicht vorstellen, wie dieser Hund gemeckert (bellend natuerlich) hat. Sogar die Besitzer sind etwas nervoes geworden. Der Mann sprang flugs aus seiner Haengematte und der Hund wurde weg geschickt (in die Kueche?).
Der Abend: Andreas hatte es heute mit den Tieren. Wollte er zum Abendessen Garnelen haben, da griff der Kellner beherzt ins Aquarium und zeigte sein letztes Exemplar. Andreas hat’s genommen und geschmeckt hat’s auch. Und am Ende zeigte ihm der Oberkellner noch, wie man das leckere Fleisch aus den langen Beinen bekommt. Wieder was gelernt! Auf die Frage nach der Rechnung folgte ein abschaetzender Blick auf den Tisch: 160.000 Dong (5,30 Eur) fuer 2Essen und 2 Bier.
Und morgen geht’s dann zurueck nach Hanoi, der letzten Station unserer Reise.
Wer hat geschlafen? Nur der Hund oder auch Andreas?