Am östlichsten Zipfel Kroatiens
Die Straße aus Vukovar heraus war gesät mit Gedenkstätten. Früher wahrscheinlich mit Toten. Die Besichtigung all dieser Orte schenkten wir uns, es war um 8:00 Uhr schon 32°C heiß, so dass wir eigentlich nur zügig ans Ziel kommen wollten.
Unser Weg, der Donau-Radweg, führte auf einer Straße mit viel (LKW)-Verkehr parallel zur Donau dahin. In regelmäßigen Abständen führte sie durch ein Tal steil hinunter in einen Ort und dann ebenso steil wieder hinauf. Das war schon ein bisschen gemein. Und bei den Temperaturen schlauchte es auch ordentlich.
Noch vor 12:00 Uhr hatten wir die Grenzstadt Ilok erreicht. Nach einer Pause passierten wir die serbische Grenze. Von jetzt an, dachten wir, führt der Donau-Radweg nur noch über Wege und kleinste Sträßchen. Aber weit gefehlt. Die Auto- und LKW- Schlange riss nicht ab. Zum Glück hatten wir nur noch 20 km zu fahren bis zum letzten möglichen Hotel, dass wir ausgesucht hatten. Dann die nächste Ernüchterung dieses Tages. Dieses letztmögliche Hotel (Hotel Dunav) gab es nicht mehr, bzw. wurde es nicht mehr betrieben. Nun war guter Rat teuer. Weiter in Richtung Novi Sad waren die Hotels wegen des EXIT-Festivals so teuer, dass wir sie uns verkniffen. Weiter als 10 km hätte ich nicht mehr fahren wollen und können. Schließlich waren es inzwischen 36°C und Schatten auf Straßen wie immer Mangelware. Schweren Herzens entschlossen wir uns, 5 km auf der Straße zurückzufahren. Im Vorbeifahren hatten wir schon ein Übernachtungsschild gesehen, was uns aber dann für ein Kleinod erwartete, hätten wir nicht gedacht. Kleine Häuschen, super ausgestattet, eine Pensionswirtin, die für ihr Anwesen brennt- besser hätten wir es nicht treffen können.
Am Abend passierte dann noch eine lustige Episode. Wir waren gerade geduscht und nicht bzw. nur spärlich angezogen, da brummte es an unserer Tür. Noch während wir überlegten, was das gewesen war, ging die Tür auf und ein etwa 9-jähriger Junge kam ganz selbstverständlich herein. Er war keineswegs irritiert von uns, sondern lief herum, kletterte die Leitern zu den Schlafböden herauf und suchte sich dann einen Platz zum Handyspielen. Zwischenzeitlich zogen wir uns schnell an. Dann verschwand der Junge kurz, um gleich wieder aufzutauchen. Wir ließen ihn in unserer Hütte und setzten uns davor. Nach einer Weile kam die Mutter und suchte ihn. Als wir ihr sagten, wo er war, war sie sehr peinlich berührt, erklärte uns, er sei Autist (das hatten wir uns auch schon gedacht) und nahm ihn wieder mit zum Kindergeburtstag, der auf dem Gelände stattfand. Der junge Mann war aber nicht zu bewegen, sich zu den anderen zu gesellen. Nach kurzer Zeit war er wieder da und spielte lieber bei uns. Als er genug hatte, bedankte er sich artig auf Serbisch und Englisch und zog von dannen.
Das ist ja eine schöne Geschichte…