Ab ins Tal

Als wir heute starteten, war es nach dem gestrigen Abendgewitter recht kühl. Das erste Mal in diesem Urlaub brauchten wir eine Jacke. Dann ging es rasant auf der Hauptstraße in Richtung Süden, also permanent bergab. Glücklicherweise fuhren nicht so viele Autos wie wir befürchtet hatten. Ein paar Stopps in kleinen Ortschaften waren auch drin. Erstaunlicherweise schien das Leben in den Orten zu verlaufen, als gäbe es 500 km entfernt keinen Krieg. Auf den Straßen flanieren die Menschen, auch viele jüngere Männer waren unterwegs. Wenn nicht überall Heldenalleen an die Kriegstoten aus den Orten erinnern würden, könnte man den Eindruck haben, wir befinden uns im Jahr 2019.

Es rollte sehr gut. Plötzlich kamen wir an eine Straßensperre. Alle Autos wurden angehalten und mussten die Kofferräume öffnen. Wir reihten uns in die Warteschlange ein, wurden aber ignoriert. Wir hatten halt keinen Kofferraum, um Menschen zu schmuggeln. Übrigens sind an allen Eisenbahnbrücken 1-2 Wachposten aufgestellt. Das Fotografieren und Filmen derselben ist streng verboten – kritische Infrastruktur. Auch kamen uns unterwegs zwei Grenzposten zu Fuß auf der Straße entgegen, die die Grenze nach Rumänien kontrollierten.

Ein paar hundert Meter weiter passierten wir den geografischen Mittelpunkt Europas. Oder sollte man besser sagen, einen der Mittelpunkte. Viele Souvenirläden, eine Gedenktafel und ein Gaststätte. Was anderes hatten wir auch nicht erwartet. Und dort begann auch der vorhergesagte Regen, der uns bis zum heutigen Ziel Welikij Butschkiv begleiten sollte.

Radfahren im Regen ist immer unschön. Was aber heute Nachmittag vom Himmel kam, glich teilweise einer Wasserwand. Das Wasser floss teilweise so hoch, dass die Bugwelle vom Hänger in einem Schwall mein Knie traf und sich von dort in meinen Schuh ergoss. Spätestens ab diesem Moment fingen mir Schwimmhäute zwischen den Zehen an zu wachsen. Nach etwa einer Stunde versagten alle Regensachen mehr oder weniger. Selbst der wasserdichte Packsack auf dem Hänger war undicht geworden. Wenigstens war es nicht zu kalt.

Im Hotel angekommen, hatten wir damit zu tun, die Sachen auszuwringen und aufzuhängen. Dass sie bis morgen trocknen werden, bezweifeln wir beide.

Die Aussichten für morgen sind auch nicht rosig. Es soll bis morgen Abend weiterregnen. Dann hört es hoffentlich bis zum Ende des Urlaubs auf.

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3 Kommentare zu „Ab ins Tal

  1. Gab es keinen Waschsalon mit Trockner? Am besten mit Kneipe fürs Abendbrot nebenan – das wären 2 Fliegen mit einer Klappe…

  2. Auf den Fotos wirkt das Wetter ganz freundlich. Wenn nur die zum Trocknen aufgehängte Wäsche nicht wäre.

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